Donnerstag, 9. Juli 2015

"Das bisherige Schulkonzept Ohlenhof funktioniert nicht"

Das war der Schlußsatz vom zukünftigen Bürgermeister Carsten Sieling, bevor er den mit Lehrern, Schülerinnen, Eltern und Bildungsexperten aus dem Stadtteil vollbesetzten Saal im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen verlassen hat.

Die SPD Ortsvereine Gröpelingen und Oslebshausen haben eine Anhörung und Fragerunde organisiert, in der es darum geht das der Campus Ohlenhof nicht gebaut wird.

Es war mitunter sehr unruhig im Saal und Carsten Sieling hat immer wieder betont, dass die Streichung des Baues vom Campus Ohlenhof nicht gestrichen wird. Eine Alternative, die er benannt hat, taugt für die meisten Anwesenden garnichts. In verschiedenen Wortbeiträgen haben die Schülerinnen, Lehrer und Eltern ihre Sicht der Dinge dargestellt.

Frau Reinders, Direktorin der neuen Oberschule Ohlenhof, hat in ihrem Statement deutlich dargelegt, dass der Nichtbau nicht in Frage kommt und für alle beteiligten "ein großer Schock" ist.

Carsten Sieling hat am Anfang seines ersten Statements offenbart, dass es zu einer groben finanziellen Fehlleistung der bisherigen Koalition gekommen ist, für die er nichts kann und er "genervt" sei, weil es es ausbaden muss: der Campus Ohlenhof kostet nicht "nur" 16,4 Millionen Euro, sondern 32,5 Millionen. "Jedem muss klar sein, dass wir nicht mehr Geld ausgeben können, als uns zur Verfügung steht". Die ursprünglich geplanten 16,4 Millionen Euro sollen aber im Stadtteil verbleiben: die Schüler die Schüler, die einen Schulplatz brauchen werden einen bekommen. Sind nicht genug da wird es zu einem Anbau in der Schule Pestalozzi und der Gesamtschule West geben. Ausserdem bekommt die Schule am Halmerweg eine Sporthalle und eine Grundschule eine Mensa. Laut Sieling sind die Anwahlzahlen für die Oberschule Ohlenhof nicht so hoch, dass ein Neubau gerechtfertigt wäre.

Sabine Jacobsen, die Direktorin der Neuen Oberschule Gröpelingen erzählte, dass es eine der Hauptaufgaben ist Kindern Vertrauen und Verlässlichkeit nahe zu bringen. Doch die SPD sei da mit dieser Entscheidung kein Vorbild: "Wir fühlen uns verlassen von der Partei!" Sie hat von der Aufbruchstimmung berichtet und der großen Zusammenarbeit im Stadtteil. "Herr Sieling, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das kaputt machen wollen."

Eine Mutter aus dem Stadtteil hat berichtet, dass sich viele keinen "Bildungstourismus" leisten können. "Für unsere Kinder ist es wichtig, dass sie in dem Stadtteil zur Schule gehen, indem sie leben". Ausserdem ist dies eine große Belastung. Zu einem teilweise achtstündigen Schultag, kämen noch zwei Stunden Fahrtzeiten dazu. "Wenn sie an ihrer Entscheidung festhalten Herr Sieling, werden sie bei der nächsten Wahl ein großes Problem haben." Carsten Sieling konterte: "Ich bin nicht angetreten um nur vier Jahre Bürgermeister zu sein." Das hat zu Lachen und Kopfschütteln im Saal geführt.

Rolf Vogelsang, SPD Ortsverein Oslebshausen, hat nochmal klipp und klar geschildert, dass der ehemalige Bürgermeister Böhrnsen in einer Sitzung im April (vier Wochen vor der Wahl) gesagt hat, dass der Campus Ohlenhof unter Garantie gebaut wird.

Frau Schümann, Direktorin der Gesamtschule West, hat geschildert, wie wichtig eine 4 - zügige - Oberschule ist und welche Erfahrungen sie damit gesammelt hat. "In einer 4 - zügigen - Oberschule können die Schüler intensiver begleitet werden". In einer kleinen Schule kennen die Lehrerinnen die Namen aller Schüler. Das ist eine große Wertschätzung und die Schüler bekommen ein Gefühl von Heimat. Eine sechs oder sogar achtzügige Schule ist unübersichtlich und anonymer. "In der Gesamtschule West (und der Oberschule Ohlenhof) bekommen die Schüler das Gefühl, dass sie wertvoll sind und gesehen werden. In der GSW können wir stolz darauf sein, dass es seit 10 Jahren keine Gewalt mehr an der Schule gegeben hat". Ausserdem hat Frau Schümann geschildert, dass es mit einem Anbau (Anm. vom Autor: da war den ganzen Abend über die Rede) nicht getan wäre. Es müssten schon mindestens drei sein. Und da wäre keine Ersparnis mehr vorhanden." Die Philosophie, die hinter dem Konzept der Oberschule Ohlenhof ateckt, würde mit dem Campusbau endlich einen Ort bekommen.

Die engagierte Darstellung, von Frau Schümann, des Aufbruches im Stadtteil, die Zusammenarbeit und des Schulalltages war eine Liebeserklärung an Gröpelingen und des ganzen Bremer Westens.

In seinen Schlußsätzen hat Carsten Sieling nochmal deutlich betont, dass er "keine Lust hat Planungen auszubaden, die andere verbockt haben". Ein entsetzter Vater hat nochmal betont, dass die Landesregierung zu ihren Versprechungen stehen muss. "Ich bringe meinen Kinder bei, dass sie halten müssen, was sie versprechen." Auf seine Nachfrage, wer für die Fehlplanung und den Rückzug vom Campus zuständig ist, hatte Carsten Sieling keine Antwort. "Herr Sieling, sie sind Bestandteil der Landesregierung und können nicht sagen, dass sie für die Planung nicht zuständig sind."

Bemerkenswert war die souveräne Moderation des Abends von Hannes Felix Grosch (SPD, Beirat Gröpelingen), bei der alle Gruppen zu Wort gekommen sind und der auch die anwesenden Schüler angesprochen hat.

Einhellig (auser bei einem) war die Meinung der Anwesenden, dass der Ohlenhof Canpus gebaut werden muss.

Am morgigen Freitag, den 10. Juli, ab 10 Uhr vom Hauptbahnhof aus steigt die große Demonstration für den Bau der Campus Ohlenhof. Unter dem Motto ....

.... wir pfeifen auf die Behörde ....

werden die Demonstranten durch die Bremer Innenstand ziehen. Viele Schulen aus dem Bremer Westen haben signalisiert, dass sie dabei sein werden.

Bitte bringt alle eine Trillerpfeife mit, damit es laut wird und wir auch im letzten Winkel der "Behörde" gehört werden. An der Neuen Oberschule Gröpelingen haben die Schülerinnen und Schüler Transparente hergestellt. Dazu hier klicken.



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